Die Angst vor dem Vorstellungsgespräch
(nach einer wahren Begebenheit)
Nervös rutscht Max auf seinem Stuhl hin und her. Um sich abzulenken schaut er zum 10ten Mal auf sein Handy, um zu schauen, was es Neues auf Facebook gibt. Doch seit den letzten 90 Sekunden hat sich nicht viel getan auf seiner FB-Timeline.
Max hatte sich so sehr darüber gefreut, dass er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Und jetzt sitzt er im Besprechungszimmer der neuen Firma und wartet ungeduldig auf den Chef, der darüber entscheiden wird, ob Max die frei gewordenen Stelle als Vertriebsmitarbeiter bekommt oder nicht.
In Gedanken hatte er sich dieses Gespräch in den schönsten Farben ausgemalt. Er redete eloquent am Stück und überzeugte den Chef mit seinem hohen Wissen über die Firma, das er ein paar Tage zuvor auswendig gelernt hatte. Der Chef war begeistert von Max und freute sich, so einen kompetenten Mitarbeiter einstellen zu dürfen. Er überreichte dann Max auch schon nach 15 Minuten den unbefristeten Arbeitsvertrag und bot Max an, sein Wunschgehalt in das freie Feld unten rechts selbst einzutragen. In Gedanken….
Jetzt saß er da und wusste nicht, was auf ihn zukommen würde. Wieviel sollte er reden? Sollte er immer bei der Wahrheit bleiben? In seinem Lebenslauf war nämlich eine kleine Lücke. Die Wahrheit kommt am Ende ja sowieso ans Licht. Dann konnte er auch gleich am Anfang alle Karten auf den Tisch legen. Dann könnte der Chef sehen, dass er ein ehrlicher Mensch ist und sich nicht scheut, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn es unangenehm wird. Das würde ihm sicherlich von Anfang an Respekt einbringen. Der Chef wäre begeistert von so viel Mut. Ehrlich währt am Längsten. Oder doch nicht?
Vielleicht interessiert es den Chef gar nicht, was er erzählt?
Vielleicht achtet er nur auf Äußeres? Dann würde er aber gleich merken, dass sein Hemd nicht frisch war. Das war sein Lieblingshemd und seine Mutter hatte vergessen, es zu waschen. Dann sieht der Chef sicherlich auch, dass seine Schuhe schon alt waren. Er wollte nicht wie ein arroganter Schnösel wirken und zog deshalb seine alten braunen Lederschuhe an. Nur wirkten diese doch zu sehr abgenutzt.
Aber vielleicht interessiert das den Chef auch nicht? Vielleicht sucht er jemanden mit mehr Erfahrung? Max war erst 26 Jahre alt. Er wollte unbedingt in den Vertrieb, hatte aber noch keine Erfahrung im Außendienst. War er zu jung für die Stelle? Zu unerfahren? Ach hätte er doch damals bloß auf seinen Vater gehört und nach dem Abitur doch studiert, anstatt eine Lehre zu machen, um Geld zu verdienen
Wenn man wartet, vergehen die Minuten wie in Zeitlupe
Je länger Max auf den Personalentscheider wartete, desto größer wurden seine Zweifel, ob er überhaupt eine Chance auf die Stelle hatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht, als er sich auf die Stelle bewarb? Er? Im Vertrieb? In dem Alter? Er hatte keinerlei Erfahrung. Ganz sicher bekäme er gleich eine Absage. Das war ja schon immer so. Er hatte noch nie etwas aus eigener Kraft geschafft. Da wird sich in Zukunft auch nix daran ändern. Nie gelang ihm was. Als die Tür aufging, sprang Max sofort auf, um den Personalentscheider zu begrüßen.

In der negativen Gedanken-Spirale gefangen
Wir alle kennen solche Situationen vor denen wir am liebsten abhauen würden. Wenn man die Situation zuhause im stillen Kämmerlein gedanklich durchspielt, ist alles noch wunderbar und redet sich ein, alles schaffen zu können. Kaum ist man jedoch in der Realität und steht seinem Entscheider gegenüber, ist das Gehirn leer. Der Hals trocken. Die Hände schwitzen und die Knie klappern so laut, dass man denkt, der andere würde gleich anfangen zu lachen, mit dem Zeigefinger auf einen zeigen und sagen: “Was? DU willst den Job? Muhahaha… sorry, Du bist nicht geeignet dafür, geh’ wieder heim!”
Warum ist das so? Wenn wir alleine sind, nehmen wir uns fest vor, das nächste Mal alles besser zu machen. Kaum stehen wir aber der Herausforderung gegenüber, versagen wird. Wir haben dann keine Kontrolle mehr über unseren Körper und unsere Gedanken.
Die Antwort ist Angst. Wir haben schlicht und einfach Angst!
Unser Unterbewusstsein übernimmt die Kontrolle über unseren Körper und sagt unserem Verstand: “Lieber Kollege, ist zwar alles schön und gut was Du vorhast, aber das war’s für heute. Geh’ wieder heim!”
Die drei Hauptgründe für Angst (im Vorstellungsgespräch)”
Es ist die Angst, die uns lähmt und uns von dem Leben fernhält, das wir gerne hätten. Aber was genau erzeugt denn die Angst in uns, im Vorstellungsgespräch? Das muss man verstehen. Und auch akzeptieren!
Aus den vielen Gesprächen, die ich in meinen Trainings geführt habe, haben sich im Grunde 3 Hauptgründe für die Angst vor dem Vorstellungsgespräch herauskristallisiert:
- Die Angst, nicht gut genug zu sein
- Die Angst, zu versagen
- Die Angst, als Hochstapler entlarvt zu werden
Gerne würde ich an dieser Stelle schreiben, dass bei Max nochmals alles gut ging. Dass er einen verständnisvollen Chef vor sich hatte, dem er ruhig anvertrauen konnte, dass er voll nervös war. Gerne würde ich hier schreiben, dass Max die Stelle trotzdem bekam.
Aber Max bekam die Stelle nicht!
Je größer seine Angst wurde, desto mehr und schneller redete er und unterbrach sogar den Chef ein paar Mal, um zu zeigen, dass er ein Mann der Tat war, der auch zupacken konnte, wenn es erforderlich war. Am Schluss bettelte er sogar, dass ihm der Chef die Chance geben möge, um es zu beweisen. Aber diese Chance kam nie. Nur 1 Tag später erhielt er eine Mail von der Sekretärin, dass sie sich für einen anderen Bewerber entschieden hätten. Sie wünschte ihm weiterhin viel Erfolg, bla bla bla… Bähm! Aus der Traum. War ja auch klar. Er hatte eh nie eine Chance. Nicht in seinem Alter. Nicht mit diesem Lebenslauf. Hätte er doch nur auf seinen Vater gehört. Hätte! Hätte, hätte, Fahrradkette!

Der Neubeginn
Als ich Max zu diesem Zeitpunkt kennenlernte, dauerte es einige Monate, bis er anfing, sich mir anzuvertrauen. Ich erklärte Max, dass die Angst zu versagen, bei den meisten Menschen vorhanden sei und dass die Ursache dieser Angst häufig mit fehlendem Selbstvertrauen zusammenhing.
Fehlendes Selbstvertrauen ist also die Ursache für die Angst.
Wenn Du Dir nicht zutraust, manche Situationen wirklich zu schaffen, wird Dir Dein Unterbewusstsein so viele negative Geschichten und Hindernisse liefern, bis Du wirklich selbst daran glaubst, es nicht zu können. Fehlendes Selbstvertrauen hat schon mehr Träume zerstört, als es Menschen auf dieser Erde gibt.
Die gute Nachricht: Großes Selbstvertrauen wird einem nicht vererbt oder vor der Geburt von Gott verteilt.
Alle Wissenschaftler und Gehirn-Forscher sind sich heute einig: Jeder Mensch hat von Geburt an gleich viel Selbstvertrauen. Erst im Laufe unserer Entwicklung werden wir durch unsere Umwelt beeinflusst und wir übernehmen Meinungen und Emotionen von außen, machen damit unsere eigenen Erfahrungen und dadurch bilden wir unsere Glaubenssätze in Bezug auf das “reale Leben”. Das gibt es nämlich nicht. Jeder sieht die Welt so, wie er glaubt, dass die Welt zu sein hätte aufgrund der antrainierten Glaubenssätze.
Also was wir glauben, schaffen zu können oder wozu wir zu blöd, zu jung, zu alt, zu hübsch, zu hässlich, zu unerfahren seien.
Ich möchte in diesem - zugegeben etwas längerem - Artikel allen Menschen Mut machen, ihre jetzige Situation nicht als Gott gegeben hinzunehmen. Ich möchte meinen Lesern Möglichkeiten aufzeigen, wie jeder von uns sich seine Chancen im Leben selbst erschaffen kann.
Die Basis für unser Handeln (und Denken) ist Selbstvertrauen. Wenn wir uns selbst vertrauen, fangen wir an, die nötigen Schritte einzuleiten, um das Ziel zu erreichen.
Wenn ich könnte, würde ich
Viele Menschen behaupten: “Wenn ich könnte, würde ich.”
Ich behaupte: “Wenn ich würde, dann könnte ich.”
Das Selbstvertrauen, also das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, kommt auch nicht über Nacht (oder indem wir kluge Artikel lesen). Das eigene Selbstvertrauen zu stärken sollten wir uns wie ein Fitnesstraining vorstellen:
Es kommt doch auch niemand auf die Idee, als unerfahrener Sportler plötzlich 240 kg im Bankdrücken zu schaffen! Selbstvertrauen ist wie ein Muskel, den wir zunächst ganz leicht belasten. Und je nachdem, wie oft und ausdauernd wir trainieren, desto schneller wächst der Muskel. Je mehr wir trainieren, desto mehr Gewicht können wir mit der Zeit auf die Stange legen. Erst 5 kg, dann 10 kg. Irgendwann dann auch 20 oder 50 kg.
Es wird Tage geben, an denen wir nicht trainieren können und es wird Menschen geben, die scheinbar mühelos und mit weniger Aufwand an uns vorbeiziehen werden.
Aber davon lassen wir uns nicht aufhalten. Wir alle gehen unseren eigenen Weg. Wir geben unser Bestes und lassen uns durch Rückschläge nicht entmutigen. >>so stärke ich mein Selbstvertrauen<<
In Teil II dieses Artikels erfährst Du 4 konkrete Schritte, mit denen Du systematisch Dein Selbstvertrauen aufbaust. Mit schnell spürbaren Ergebnissen und nachhaltigen Erfolgen. Hier geht’s weiter zum Artikel: “So bauen wir systematisch unser Selbstvertrauen auf”